„Verschissener“ Tag

Zuerst dachte ich der Tag wäre wortwörtlich «verschissen». Später stellte sich heraus, dass es schlimmer war als das. Ich beginne von vorne..

Unser Bus von Santiago nach Mendoza fuhr um 7:30 Uhr. Wir mussten also früh aufstehen und wollten uns am Busbahnhof treffen. Wir hatten die Adresse und die U-Bahn Station. Doch als ich an der U-Bahnstation ankam waren da keine Busse. Ich irrte herum. Jeder den ich fragte, meinte ich soll in eine andere Richtung gehen. Das ist hier so üblich. Man sagt nicht ich weiss es nicht, man sagt einfach irgendetwas Falsches. Als die Zeit knapp wurde, suchte ich mit dem Navi nach der Adresse. Diese war 15 Minuten entfernt. Ich dachte das kann nicht sein doch lief los. Ich rannte beinahe, da die Zeit knapp war. Als ich an dieser Station angekommen bin merkte ich, dass eine andere U-Bahnstation dazwischen ist, also konnte das eigentlich nicht richtig sein. Trotzdem fragte ich rum und suchte weiter. Jenni war unterdessen bei der angegebenen U-Bahnstation am Suchen. Um 7:27 habe ich jemanden gefunden, der weiss wo mein Bus fährt und tatsächlich. Es hat gereicht. Doch Jenni ist an einem komplett anderen Ort. Der Buschauffeur war wütend und packte mein Gepäck wieder aus. «Pech gehabt». OK. Ich wollte einen neuen Bus buchen, doch das geht nicht ohne Jennis Pass. Ich erklärte Jenni, das ich an der Station Universidad auf sie warte und wir werden einen neuen Bus buchen. Ich lief also zurück zu der Station, wobei ich erwähnen muss, dass wir während der Suche beide vorne und hinten einen schweren Rucksack trugen. Ich wartete an der Busstation. Doch Jenni kommt nicht. Als wärs nicht schon schlimm genug, scheisst mich dann ein Vogel an. Verschissen!! Wie kann man so viel Pech haben, dass man genau an diesem Ort steht? Ich war voll! Arme, Haare, Rucksack, ALLES! Ich probierte mich etwas zu waschen, doch das geht schlecht mit so viel Gepäck. Ein Chilener schaute mich an und sagte mir, dass mein Rucksack offen ist. Ich kriegte Angst. Er sah es und fragte mich ganz vorsichtig ob er mir helfen soll. Ich wusste nicht was sagen. Wem kann ich trauen? Ich sagte ja und er kam mir ganz langsam näher und schloss meinen Rucksack. Er sagt ich soll aufpassen hier ists gefährlich. Ein anderer Mann kommt und bringt mir Taschentücher. Er half mir zu putzen und sagte ich soll mein Gepäck ablegen und wir putzten gemeinsam meine Haare. Er zeigte mir wo die Toilette ist, doch ich wollte nicht gehen, da Jenni jeden Moment hier sein muss. Ich putze so gut es geht. Der Gestank war fürchterlich. Ich dachte ich muss mich übergeben. Der Mann der mir geholfen hat sagte ich soll kurz warten. Später kam er wieder und war am Telefon. Ich hörte, wie er jemanden sagte, wo er steht. Bei mir läuten sofort die Alarmglocken. Eine Falle. Ich packte mein Zeug und lief davon. Vor der Metrostation wartete ich weiter in der Hoffnung, dass kein Vogel mehr kommt. Ich telefonierte immer wieder mit Jenni, welche ebenfalls verzweifelt nach mir suchte. Nach ca. 10 min kam ein Angestellter des Bahnhofs zu mir und zog mich zur Seite. Es sei enorm gefährlich hier einfach so rum zu stehen. Ich wartete neben ihm weiter und erzählte ihm was passiert ist. Er erklärte mir, dass dies kein Vogel war und fragte mich, ob mir jemand helfen wollte. Ohne grosses Mitleid sagte er «das sind Profis». Ich glaubs nicht! Was die alles für Tricks anwenden um an etwas Beute zu kommen. Ich war völlig geschockt. Ich wollte nur noch weg. Aber wo ist Jenni. Nachdem ich ca. 30 min gewartet habe und sie alles abgesucht hatte telefonierten wir wieder. Sie sagt sie hätte nun alle Ausgänge von der Station Universidad de Chile abgesucht. Na toll. Und ich steh direkt vor dem Ausgang der Station Universidad de Santiago. Scheiss Tag! Sie machte sich erneut auf den Weg. Zum Glück konnte ich den Bus nicht buchen, denn den nächsten hätten wir auch verpasst. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu den Bussen und buchten einen nächsten Bus. Wir warteten am Busbahnhof und liessen den Ort, wo der Bus kommt nicht aus den Augen. Endlich, wir sitzen im Bus. Haben 7 Stunden Fahrt vor uns und ich stink schrecklich nach etwas, was auch immer. Ich war so erleichtert. Hier im Bus will uns niemand was tun. Wir lachten darüber, was die Chilener für ein Volk sind. Ich hab nun noch viel mehr Angst beklaut zu werden und ich bin erst in Chile, dem sicherste Land meiner Reise.

Der Bus fuhr stundenlange durch die Anden. Der Anblick war wunderschön. Berge wohin du siehst in allen denkbaren Farben. Zwischendurch machten wir kurze geheimnisvolle Stopps wo zum Beispiel der Fahrer ausstieg und jemandem am Strassenrand Tic Tac und Fanta bringt?! Oder dann natürlich erneut den Stopp um die Taschen zu kontrollieren. Hier warteten wir ca. 2 Stunden bis wir dann endlich in eine Reihe stehen durften und unsere Rucksäcke offen vor uns halten. Wir fühlten uns zirka wie bei einem Menschenhandel. Das Beste war, dass der Mann, welcher unsere Taschen durchsucht dafür ein Trinkgeld fordert. Wie alle! Trinkgeld fürs Tasche ins Taxi laden. Trinkgeld fürs Tasche aus dem Car nehmen. Ist doch alles selbstverständlich? Und wenn man nichts gibt, ja dann werden die böse…

Endlich in Mendoza angekommen nahmen wir ein Taxi, welches uns an einem völlig falschen Ort ausstiegen liess. Heute läuft einfach nix. Zum Dank gönnen wir uns ein dickes Filet im leckersten Restaurant der Stadt. Direkt mit Ausblick auf die Parade, welche kurz nach dem Essen begann.

Trotz all dem Pech, das wir hatten, gab es schöne Erlebnisse an diesem Tag und wir nehmen das Ganze mit Humor und haben viel gelernt :).